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Bericht zur Jahreskonferenz der Preventive Monitoring-Gruppe von ICOMOS Deutschland, Schleswig, 15.-17. Mai 2025

Die Monitoring-Gruppe von ICOMOS, die sich mit der Beobachtung und Beratung der deutschen Welterbestätten befasst, besteht aus rund 70 Expert:innen aus verschiedenen denkmalrelevanten Disziplinen. Dazu gehören auch Kolleg:innen von ICOMOS Österreich, Schweiz, Luxemburg und aus der Tschechischen Republik. Einmal jährlich trifft sich die Monitoring-Gruppe zu einem ausführlichen fachlichen Austausch im Rahmen einer Arbeitssitzung und nutzt dabei auch die Gelegenheit, eine deutsche Welterbestätte genauer kennenzulernen. Für 2025 fiel die Wahl auf den „Archäologischen Grenzkomplex Haithabu und Danewerk“, der seit 2018 in die Welterbeliste eingetragen ist.

Haithabu ist eine archäologische Stätte, die die Relikte einer Handelsstadt aus dem 1. und frühen 2. Jahrtausend n. Chr. umfasst. Spuren von Straßen, Gebäuden, Friedhöfen und einem Hafen lassen Rückschlüsse auf das damalige Leben zu. Umgeben ist Haithabu von Teilen des Danewerks, einer Befestigungslinie, die den Schleswigschen Isthmus durchquert und die jütländische Halbinsel vom Rest Kontinentaleuropas trennt. Der Archäologische Grenzkomplex Haithabu und Danewerk ist ein außergewöhnliches Zeugnis der Handels- und Austauschbeziehungen zwischen Nord- und Ostsee sowie Nord- und Mitteleuropa in der Wikingerzeit. Der Handelsplatz Haithabu und die Wallanlagen des Danewerks sicherten an der schmalsten Stelle zwischen Ost- und Nordsee, der Schleswiger Landenge, das Grenzland zwischen Skandinavien und dem europäischen Festland. Diese besondere Lage ermöglichte einen intensiven Handel und den Austausch zwischen den Regionen. Zusätzlich ist die Stätte ein Ort historischer Konflikte, kriegerischer Auseinandersetzungen und Grenzziehungen.
Am ersten Tag (15. Mai) stimmten einführende Referate im Archäologischen Landesamt in Schleswig auf die Begehungen der Welterbestätte am folgenden Tag ein. So stellte Matthias Maluck, Welterbe-Beauftragter, das UNESCO-Welterbe in seinen Hauptkomponenten vor. Dies wurde dann von Christian Weltecke vom Site Management in einem Referat zur denkmalgerechten Inwertsetzung des Welterbes am Beispiel der Besucherinformation und -lenkung fortgeführt.
Die abschließenden zwei Referate befassten sich mit den anderen Welterbestätten in Schleswig-Holstein, der Hansestadt Lübeck und dem Wattenmeer, und verdeutlichten die Bandbreite des zu betreuenden Welterbes in diesem Bundesland.
In einem öffentlichen Abendvortrag in der Domschule thematisierte und hinterfragte Ulf Ickerodt, Landesarchäologe von Schleswig-Holstein, schließlich „Unser Bild der Wikinger – zwischen Mythos und Realität“.
Der zweite Tag (16. Mai) stand ganz im Zeichen der Besichtigung der archäologischen Stätten. Zunächst wurde die Gruppe von Lars Erik Bethge, Museumsleiter, im provisorischen Danevirke-Museum begrüßt und über das Konzept des eigentlichen, gerade im Bau befindlichen Museums informiert. Dabei handelt es sich um eine enge inhaltliche und finanzielle Kooperation zwischen Schleswig-Holstein und Dänemark. Anschließend wurde die Gruppe durch den archäologischen Park geführt, wobei das Lenkungskonzept für Besuche der UNESCO-Welterbestätte wie auch die Herausforderungen des Erhalts von Wallanlagen und Mauerwerk erläutert wurden.
Nach dem Besuch des Danewerks ging es zur Stätte Haithabu, wo ähnliche Erhaltungsfragen und Vermittlungskonzepte thematisiert wurden. Darüber hinaus wurde diskutiert, wie man die beiden Bestandteile des Welterbes inhaltlich enger zusammenbindet. Anders als am Danewerk wurden bereits vor mehreren Jahren (lange vor der Aufnahme in die Welterbeliste) in Haithabu einige Häuser rekonstruiert, um Besuchenden einen Eindruck von der damaligen Besiedlung und Lebensweise zu vermitteln.
Im Anschluss an die Mittagspause erhielten die Teilnehmenden die Möglichkeit, im Rahmen einer Stadtführung auch andere Komponenten des historischen Denkmalbestands von Schleswig kennenzulernen, wie etwa den Petri-Dom, die Altstadt und das Fischerquartier Holm.
Zurück im Archäologischen Landesamt wurde noch einmal in einem Referat auf eine besondere Herausforderung bei den am Vormittag besichtigten archäologischen Stätten eingegangen, nämlich auf den Erhalt der Waldemarsmauer als einer interdisziplinären Daueraufgabe.
Die Monitoring-Gruppe hatte nach den zwei Tagen vor Ort den Eindruck, dass das Welterbemanagement gut funktioniert und die Verankerung in der Region gegeben ist. Die teilnehmenden Mitglieder der Monitoring-Gruppe waren von der Präsentation der Welterbestätte vor Ort und in einführenden Referaten beeindruckt und danken dem Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herzlich für das große Engagement bei der Vorbereitung und Durchführung der Jahreskonferenz.

Der dritte Tag (17. Mai) war schließlich der internen Arbeitssitzung der Monitoring-Gruppe gewidmet, in der die Lage ausgewählter Welterbestätten in Deutschland diskutiert und Organisatorisches, wie etwa die Neuwahl des Leitungsgremiums, durchgeführt wurde.

Abb.: Teilnehmende der Exkursion auf den Wallanlagen des Danewerks (Foto: J. Ziesemer)
 
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