ICOMOS EPWG Spring School "Learning from Ahrtal - Climate, Resilience and Heritage" (22.-24. März 2024)
Bericht der Spring School 2024
Bereits zum zweiten Mal lud die Arbeitsgruppe der Emerging Professionals von ICOMOS Deutschland zu einer Spring School ein. Unter dem Titel "Learning from Ahrtal - Climate, Resilience and Heritage" kamen zwischen dem 22. und 24. März 2024 in Aachen 15 Studierende aus verschiedensten Fachbereichen und Ländern zusammen. Gegenstand des Workshops waren die Auswirkungen der Starkregenereignisse im Ahrtal 2021. Damals erlitt die Region Überschwemmungen, die das Leben der Bewohnerinnen und Bewohner, die Region und das kulturelle Erbe stark beeinflusst und verwundet hinterlassen haben. Die Klimawissenschaft verweist immer deutlicher darauf hin, dass derartige Unwetter sich in Zukunft in ihrer Häufigkeit und Intensität stärken werden. Die Flut hat auch gezeigt, wie vulnerabel das baukulturelle Erbe ist und wie dringlicher die Fragen rund um die Stärkung dessen Resillienz behandelt und beantwortet werden sollten. Diesem Thema sollte auf der dreitägigen Veranstaltung genauer nachgegangen werden.
Der erste Tag der Spring School bestand aus einer gemeinsamen Exkursion ins Ahrtal. Die Tour ging von Bad Neuahr-Ahrweiler, über Dernau nach Rech. Neben eindrücklichen Impressionen vom Ausmaß der Zerstörung und des Wiederaufbaus, sollte den Teilnhemenden auch die Möglichkeit gegeben werden, sich intensiv mit dem Arbeitsbeispiel der Veranstaltung zu beschäftigen. So sollte der umstrittene Abriss der historischen Nepomukbrücke, der Prozess und der Umgang Schwerpunkt der Spring School sein. Hierbei wurde besonders die Komplexität und Vielschichtigkeit des Diskurses deutlich. Die Studierenden hatten durch erfahrene Erxpert*innen vor Ort die Möglichkeit zahlreiche Informationen zu erhalten und Eindrücke zu sammeln.
Am zweiten Tag kamen alle Teilnehmenden in den Räumlichkeiten der RWTH Aachen zusammen, um zunächst weiteren Input durch mehrere Vorträge zu erhalten. Diese boten tiefere Einblicke in den aktuellen Wissenstand zum Thema Denkmalpflege und Klimawandel, mögliche Anpassungsstrategien, Möglichkeiten zur Dokumentation von Abrissen, sowie Ideen zur Erfassung von Schäden nach Naturkatastrophen. Außerdem konnte das Wissen zur Nepomukbrücke durch einen Vortrag zum Gutachten der Brücke vertieft werden. Nach einer anschließenden gemeinsamen Diskussions- und Austauschrunde, erhielten die Studierenden den Auftrag in Kleingruppen Lösungen zu erarbeiten, wie mit den Problematik rund um die Brücke zukünftig umgegangen werden kann. Die Aufgabenstellung zielte darauf ab, das Bewusstsein für die Bedeutung des Denkmalschutzes und die Herausforderungen, die mit der Bewahrung historischer Stätten und Strukturen durch die negativen Folgen des Klimawandels einhergehen, zu schärfen und Ideen für eine lebenswerte Zukunft zu erarbeiten.
Nach einer weiteren Arbeitsphase am Folgetag, endetet die Spring School mit der Vorstellung der Ergebnisse der Kleingruppen. Die Gruppe um Rebekah Mills, Domenica Noboa, Narmada Hansani Polgampalage, Sophia Salim und Cansu Türker befasste sich mit den sozialen und gesellschaftlichen Aspekten rund um eine Naturkatastrophe. Die Flut im Ahrtal hat an verschiedensten Stellen auf erstaunlichste Weise gezeigt, wie stark der Zusammenhalt der Region und die sich daraus ergebende Hilfestellungen sind. Grundlage hierfür sind unter anderem auch die seit Jahrzehnten bestehende Vereine und Organisation, die die gegenseitige Unterstützung begünstigen. Außerdem wurde herausgestellt, dass besonders das kulturelle Erbe ein Multiplikator ist, welches verschiedenste Interessen vereint und somit Hilfestellungen begünstigt.
Die Gruppe um Niklas Bulla, Franziska Prell, Samayro Saif, Ho Wing Choi und Ava Omidi erarbeite einen architektonischen Entwurf für einen Neubau der Nepomukbrücke. Ziel dieses Entwurfes war es, sowohl an den historischen Bau zu erinnern, als auch an die Flut selbst, sowie einen neuen Begegnungsort zu erschaffen. Ihre Idee bestand aus drei auf der Ahr schwimmenden Pavillons, die nicht nur Zeugnis der Vulnerabilität, sondern auch resilliente Lösung für die Zukunft darstellt.
Die letzte Gruppe um Ali Mohseni, Anton Petrukhin, Benjamin Gabler, Joel Jöbgen und Simita Purkayastha beschäftigte sich grundsätzlicher mit dem immer wiederkehrenden Vorgangs des oftmals abrupten Abrisses des Alten und dem sofort daran anschließenden Neubaus. Sie stellten heraus, dass der Neubau nach kürzester Zeit erneut abgerissen wird, zugunsten einer Rekonstruktion des Ursprünglichen Gebäudes. Als Beispiel zogen sie hierfür das Berliner Schloss, bzw. das Humboldt-Forum heran.
Alle Arbeitsgruppen haben innerhalb kürzester Zeit Erstaunliches herausgearbeitet und anspruchsvolle Ideen geliefert. Die Ergebnisse haben Möglichkeiten und Chancen aufgezeigt, die im Umgang mit unserem baukulturellen Erbe im Klimawandel von nutzen sein können.



