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Jahreskonferenz der Monitoring-Gruppe von ICOMOS Deutschland in Eibenstock, 2.-4. Mai 2024

Die Monitoring-Gruppe von ICOMOS, welche die deutschen Welterbestätten beobachtet und ggf. berät, besteht aus rund 70 Expert:innen aus allen denkmalrelevanten Disziplinen, zu denen auch Kolleg:innen von ICOMOS Österreich, Schweiz, Luxemburg und aus der Tschechischen Republik gehören. Einmal jährlich trifft sich die Monitoring-Gruppe zu einem ausführlichen fachlichen Austausch im Rahmen einer Arbeitssitzung und nutzt dabei auch die Gelegenheit, eine deutsche Welterbestätte genauer kennenzulernen. Für 2024 entschied sie sich für die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří, die seit 2019 in die Welterbeliste eingetragen ist.

Die Montanregion ist auf deutscher Seite mit 17 von 22 Bestandteilen der größte Teil der als Nr. 1478 in die UNESCO-Liste des Welterbes eingetragenen deutsch-tschechischen Welterbestätte Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří. Sie beeindruckt durch die Anzahl und Vielfalt der als Denkmale erhaltenen Objekte, die dadurch repräsentierten Zeitschichten über mehrere Jahrhunderte, die inhaltliche Komplexität mit der Diversität der abgebauten und verarbeiteten Erze, die Menge der jährlich organisierten Veranstaltungen und die durch die Vielzahl der Objekte und die grenzüberschreitende Erstreckung bedingte Komplexität des Managements.

Am ersten Tag (2. Mai) gab es neben Grußworten der Vertreter des Welterbevereins einführende Referate zur Beschaffenheit und zu den besonderen Charakteristika der Welterbestäte Montanregion Erzgebirge. 
Eine öffentliche Abendveranstaltung, die auf großes Interesse bei Personen aus der Region stieß, informierte über den internationalen Kontext der Bergbaulandschaft, ihre archäologischen Aspekte und die Hinterlassenschaft des Uranbergbaus aus der Zeit der DDR.

Am nächsten Tag (3. Mai) besuchte die Gruppe mehrere Orte und Einrichtungen der Welterbestätte. In Eibenstock führt der mit dreisprachigen Informationstafeln (Deutsch, Tschechisch, Englisch) ausgestatte Bergbaulehrpfad durch anschauliche Zeugnisse der technologischen Anfänge des Bergbaus. Denkmalpflege und Forstwirtschaft arbeiten eng zusammen. In Schindlers Blaufarbenwerk ist die Kontinuität der Farbenproduktion in privater Trägerschaft in Kombination mit einem Förderverein beeindruckend. Die Infrastruktur für Besucher*innen ist im Aufbau. Die vorhandenen Baulichkeiten der Farbenproduktion (z.B. die Brennöfen) harren noch ihrer Konservierung bzw. Sanierung. Im Besucherbergwerk St. Anna am Freudenstein in Zschorlau faszinierte das Erlebnis der Befahrung unter Tage. Das technische Museum Siebenschlehener Pochwerk ist in seiner Funktionsweise und Didaktik überzeugend. Die Exkursion endete in der Innenstadt von Schneeberg, die trotz einzelner Finanzierungs- und Sanierungsprobleme vergangene Bemühungen um die Wiederherstellung des Stadtbildes sowie von Bauwerken und Freiräumen sehr gut vermittelt. Positiv hervorzuheben ist, dass das dortige Welterbe-Infozentrum in einem denkmalgeschützten Bestandsgebäude untergebracht werden soll.
 
Insgesamt wurde deutlich sichtbar, dass die führenden Akteure großes Engagement auf das Management der Welterbestätte und ihre Vermittlung verwenden. Die vor Ort teilnehmenden Mitglieder der Monitoring-Gruppe von ICOMOS Deutschland e.V. waren von der Präsentation durch die regionalen Träger sowie von der Vielfältigkeit der Welterbestätte Montanregion beeindruckt und danken dem Welterbeverein und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herzlich für das außerordentliche Engagement bei der Vorbereitung und Durchführung der Jahreskonferenz.

Der dritte Tag (4. Mai) galt abschließend der internen Arbeitssitzung der Monitoring-Guppe, bei der die Lage ausgewählter Welterbestätten in Deutschland diskutiert und und organisatorische Fragen geklärt wurden.

Abb.: Die Teilnehmenden der Exkursion vor dem Besucherbergwerk St. Anna am Freudenstein (Foto: John Ziesemer)

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